Doping und Wettbewerb. Eine ethische Reflexion

Stellen die Dopingregelungen nationaler und internationaler Sportverbände einen Eingriff in das individuelle Selbstbestimmungsrecht, in die Freiheit des Einzelnen dar? Was auf den ersten Blick eine leicht zu beantwortende Frage zu sein scheint, erweist sich bei näherer, allgemein ethischer und auch sportethischer Betrachtung als ein sehr komplexer Gegenstand, mit der sich eine Gesellschaft in ihrem pluralistischen Selbstverständnis auseinandersetzen sollte. Um die Diskussion des Themas auf eine seriöse wissenschaftliche Grundlage zu stellen, bedarf es einer umfassenden und zugleich differenzierten Darstellung des Untersuchungsrahmens Wettkampfsport und Doping im Wettkampfsport. Dazu gehören eine Vielzahl medizinischer und biochemischer Erkenntnisse zu aktuell bekannten Dopingsubstanzen (Stimulanzien, Narkotika, Cannabinoide, anabole Wirkstoffe, Peptidhormone, Beta-2-Agonisten, Wirkstoffe mit antiöstrogener Wirkung, Glucocorticoide, Maskierungsmittel etc.) sowie Dopingmethoden (Verbesserung der Sauerstofftransportkapazität, Gendoping etc.) und deren Wirkung hinsichtlich der Leistungssteigerung. Diese Mittel und Methoden werden im Spitzensport, aber auch im Fitnesssport, eingesetzt, um sich einen Leistungsvorsprung gegenüber sportlichen Konkurrenten zu sichern - das zumindest ist die Grundannahme. Für den Bereich des Wettkampfsports sind durch internationale Organisationen (beginnend bei der UNESCO über das IOC bis zu den internationalen Sportverbänden) und nationale staatliche Einrichtungen und Sportorganisationen Regelungen erlassen worden, die die Nutzung von Dopingmitteln und -methoden, definiert als jede unphysiologische körperliche Leistungssteigerung, unter Strafe stellen, da er dem zentralen Element des Wettkampfsports - dem fairen Leistungsvergleich unter von allen respektierten Regeln - die Grundlage entzieht. Wenn man sich diesem Thema aber aus ethischer Sicht zuwendet und danach fragt, welche Eingriffe in den Wettbewerb gerechtfertigt sind, muss Beachtung finden, dass die leistungssteigernder Wirkung von einer Reihe von Faktoren abhängig sind (zum Beispiel Leistungs- und Altersbereiche der Sportler oder betroffene Sportarten). Diese Differenzierungen erscheinen einerseits notwendig, andererseits müssen sie in übergreifende Konzepte integriert werden, die jedem sportlichen Leistungsvergleich zu Grunde liegen. Hier müssen grundlegende Themen wie das Fairnesskonzept, die Achtung der Chancengleichheit oder die Achtung der Gesundheit des sportlichen Kontrahenten im Focus der Diskussion. Diese geht aber weit über den rein sportlichen Kontext hinaus und stellt Fragen nach ihrer Gültigkeit und Anwendung in der Gesellschaft insgesamt. Ausgehend von diesen Aspekten stellt Reyk Albrecht seine Ergebnisse zu ethischen Aspekten des Dopingmissbrauchs zur Diskussion. Diese hat gleichzeitig einen auffordernden Charakter, um weiterzudiskutieren, wenn er zum Beispiel erklärt, dass eine persönliche Verurteilung von Sportlern mit Blick auf das Fairnessprinzip nur dann erfolgen kann, wenn Doping zu einer direkten Gefährdung des Gegners führt. Aber auch weitere Positionen führen zu Diskussionen, wenn zum Beispiel Beziehungen zwischen Doping und Gefahren für den dopenden Sportler aufgegriffen werden oder die spezielle Wettkampfsituation des Profi- bzw. Hochleistungssports beschrieben wird, aus der Sportler nicht so ohne weiteres aussteigen können, selbst wenn sie ihnen unfair erscheint. Wichtig sind die Ergebnisse auch mit Blick auf den möglichen Beitrag von Aufklärung über Doping (insbesondere mit Blick auf die gesundheitlichen Gefährdungen) und Dopingalternativen, um einen ethisch nicht erwünschten unfairen Wettbewerbs zu verhindern. Aber auch hier gilt es, die konkrete Situation des Wettkampfsports zu verstehen, wenn es für Sportler kaum oder keine Handlungsalternativen gibt, um die Chancengleichheit nicht zu verlieren. Interessant ist das Instrumentarium der Spieltheorie, auf das der Autor zurückgreift, und mit dem die Bezüge zwischen den unterschiedlichen Elementen im "Dopingspiel" und dessen möglichen, aber nicht zwangsläufigen Wirkungen sehr anschaulich dargestellt werden kann.
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Aiheet: doping keino laki moraalinen laki tila urheilufilosofia kilpailu
Aihealueet: biologiset ja lääketieteelliset tieteet yhteiskuntatieteet teoria ja sosiaaliset perusteet
Julkaistu: Freiburg, München Alber 2008
Painos: Freiburg, München: Verlag Karl Alber, 2008. - 300 S.
Sivuja: 300
Julkaisutyypit: kirja
Kieli: saksa (kieli)
Taso: kehittynyt