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Psychologie der sportlichen Höchstleistung. Grundlagen und Anwendungen der Expertiseforschung im Sport

Die körperliche Leistungsfähigkeit, basierend auf sehr gut trainierten Organsystemen ist eine Voraussetzung für sportliche Höchstleistungen. Im modernen Hochleistungssport gibt es aber weitere Komponenten, in denen Sportlerinnen und Sportler Leistungen weit über dem Durchschnitt erbringen müssen, entscheiden diese doch mit über Sieg oder Niederlage. Zu diesen Faktoren zählen hochangepasste psychische Kontroll- und Regulationsmechanismen, die in typischen "Sportsituationen", z.B. unter erheblichem psychischen Druck, unter Ermüdungsbedingungen oder in der direkten, manchmal auch körperlichen Auseinandersetzung mit dem sportlichen Konkurrenten einen wesentlichen Beitrag zur Erbringung sportlicher Spitzenleistungen bringen. Hochspezialisierte psychologische und kognitive Fertigkeiten, mit dem sich dieses Buch beschäftigt, stellen den Gegenstand eines noch relativ jungen Forschungsgebiets innerhalb der (kognitiven) Psychologie dar, der Expertiseforschung. Die Autoren dieses Sammelbandes mit 12 Beiträgen stellen die aktuellen theoretischen Konzeptionen und empirischen Befunde zu den kognitiven, emotionalen und motivationalen Bedingungen von Experten(spitzen)leistungen im Sport vor. Es werden u. a. folgende Fragen beantwortet: Welchen Einfluss haben genetische Dispositionen und Talent bzw. welchen Einfluss haben Training und Umwelteinflüsse auf die Entstehung einer Expertise? Wie lässt sich die Entwicklung von Expertenleistungen beschleunigen? Welche Rolle spielen Emotionen, Motivation, Wahrnehmung und Entscheidungsprozesse? Was passiert nach dem Karriereende? Dieses Buch richtet sich an alle, die sich intensiv mit den psychischen Bedingungen sportlicher Höchstleistungen auseinander setzen wollen. Wesentliche theoretische Grundlagen werden im einleitenden Beitrag zum Expert-Performance-Approach und dessen Anwendung zur Analyse sportlicher Spitzenleistungen sowie zum Konzept der deliberate practice vorgestellt. Die Autoren verdeutlichen dabei, dass der Erwerb komplexer kognitiver Mechanismen innerhalb langer Zeiträume erfolgt und nicht durch angeborene Eigenschaften erzielt wird. Diese Prämisse wird in weiteren Beiträgen aufgegriffen und insbesondere unter Aspekten wie der genetischen Disposition und dem sportlichen Talent kritisch diskutiert. Vorliegende Untersuchungsergebnisse führen dabei zum Schluss, dass eine günstige genetische Veranlagung hilfreich für ein zielorientiertes Training in Vorbereitung auf sportliche Spitzenleistungen ist. Von diesen Positionen ausgehend präsentieren die folgenden Beiträge wesentliche weitere Aspekte der Expertiseforschung wie die Wahrnehmungsexpertise (mit besonderer Bedeutung in den Sportspielen und in Kampfsportarten), die Verbindung von Expertise und Entscheidungsverhalten (in intuitiven und deliberativen Entscheidungsprozessen), die Regulation der Intensität und Art der Emotionen in Schlüsselsituationen des Wettkampfs oder die Motivation für einen mehrjährigen Prozess der Leistungsentwicklung in einem körperlich wie psychisch anstrengenden Trainingsprozess und innerhalb dieses Prozesses. Interessant sind auch die Informationen zur grundlegenden Beschreibung von Gruppenexpertise innerhalb von Sportmannschaften, dargestellt an den Merkmalen Stabilität der Teamzusammensetzung, Kohäsion, kollektive Wirksamkeit, Rollenwirksamkeit und effektives Coaching. Als sehr bedeutsam erscheint auch der Beitrag, der sich mit Merkmalen erfolgreicher motorischer Lernprozesse befasst und diese in Beziehung zu den Erkenntnissen der Expertiseforschung stellt. Hier stehen Fragen wie Vermittlung von Sollwert-Vorstellungen oder die Feedbackgestaltung zur Korrektur von Fehlern im Mittelpunkt. Hier wird bereits eine sehr enge Bindung zu trainingsmethodischen Fragen deutlich, die im sich anschließenden Beitrag nochmals vertieft wird. Dieser greift die wichtigsten psychologischen Trainingsformen zur Optimierung von Informationsverarbeitungsprozessen und Handlungsabläufen auf, wobei die Individualisierung und zielgerichtete Planung von Trainingsprozessen im Focus steht. Der abschließende Beitrag untersucht letztlich psychische Prozesse, mit denen Sportlerinnen und Sportler zum Ende ihrer sportlichen Karriere konfrontiert sind und wie es ihnen gelingt, die erworbene Expertise über die Zeit der aktiven Laufbahn hinaus zu erhalten und gezielt einzusetzen.
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Aiheet: urheilupsykologia tajunta suorituskapasiteetti tunne persoonallisuus päätöksenteko motivaatio havainto huippu-urheilu huippu-urheilu asetus stressi psyykkiset ominaisuudet psyykkinen prosessi psykologinen sääntely kehitys taito lahjakkuus
Aihealueet: yhteiskuntatieteet
Toimittajat: N. Hagemann, M. Tietjens, B. Strauß
Julkaistu: Göttingen Hogrefe Verlag 2007
Sarja: Sportpsychologie, 3
Sivuja: 281
Julkaisutyypit: kirja
Kieli: saksa (kieli)
Taso: kehittynyt