Hintergrund: Zur Bestimmung der Energiebereitstellung hat sich das direkte Verfahren (Vdir) über die Messung der Sauerstoffaufnahme (VO2) während und nach der Belastung etabliert. Dieses Verfahren ist aber im Gerätturnen, speziell am Pauschenpferd (PP), nur eingeschränkt anwendbar. Daher war das Ziel dieser Studie ein modifiziertes Verfahren (Vmod) zur Bestimmung der Energiebereitstellung bei PP-Übungen zu entwickeln. Methode: Das Vmod besteht aus 3 Tests. Test 1 stellt die PP-Übung dar, bei der die Herzfrequenz (HF) und Nachbelastungssauerstoffaufnahme (VO2nach) erfasst werden. Test 2 und 3 (Handkurbeltest [HK] mit konstanter Belastung und Kreisflankentest [K F] am PP) dienen der Ermittlung von individuellen HF/VO2-Beziehungsfunktionen (f HK und f K F). Während Test 2 und 3 wird die VO2 und HF breath-by-breath gemessen. Über die f HK und eine PP-spezifische Anpassung (mittlere Abweichung zwischen f HK und f K F) können die VO2-Werte der PP-Übung bestimmt und daraus die aerobe Energie berechnet werden. Die anaerob-alaktazide Energie wird über die schnelle Komponente der VO2nach ermittelt, welche über ein biexponentielles Kurvenmodel bestimmt wird. Die fehlenden VO2nach-Werte (Differenz zwischen Belastungsende und VO2nach-Messung) werden über kubische Splines extrapoliert. Die Bestimmung der anaerob-laktaziden Energie erfolgt wie im Vdir über die Nettoblutlaktatkonzentration. Durch Addition der Stoffwechselwegenergiemengen ergibt sich die Gesamtenergie der PP-Übung woraus sich die prozentualen Anteile der Stoffwechselwege berechnen lassen. Das Vmod wurde bisher an 3 Probanden (aktuelle Bundesligaturner) getestet, bei denen gleichzeitig die Energiebereitstellung auch über das Vdir bestimmt wurde. Ergebnis: Für die PP-Übungen ergibt sich eine durchschnittliche Gesamtenergie von 117,9±12,4 kJ (V Edir) bzw. 120,5±13,0 kJ (V Emod). Die mittlere Differenz zwischen Vdir und Vmod beträgt -2,6±5,4 kJ, was 2,2% entspricht. Bei den prozentualen Anteilen der Stoffwechselwege ergibt sich ein aerober Anteil von 31,3 % (Vdir) bzw. 32,4 % (Vmod) und ein anaerob-alaktazider Anteil von 42,1 % (Vdir) bzw. 41,8 % (Vmod). Aufgrund der unterschiedlichen Gesamtenergie liegt der anaerob-laktazide Anteil bei 26,9 % (Vdir) bzw. 26,4 % (Vmod). Schlussfolgerung: Die Ergebnisse zeigen, dass das Vmod geringe Abweichungen zu dem etablierten Vdir aufweist. Somit kann das Vmod als valides praktikables Verfahren zur Messung der prozentualen Anteile der Stoffwechselwege und der Gesamtenergie am PP angesehen werden.
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