Videoeinsatz beim Techniktraining im Natursport

Die große Bedeutung von Videounterstützung beim Techniktraining ist weitgehend unbestritten. In der Trainingspraxis1 werden Videos im Wesentlichen als Sollwertdarstellung, z. B. im Rahmen von Observativem Training, oder als Videofeedback eingesetzt (s. Kap. 2). Die technischen Möglichkeiten der Aufnahme, Bearbeitung und Wiedergabe von Videos sind sehr vielfältig und liefern bei überschaubaren Kosten potenzielle Lösungen für nahezu alle denkbaren Zielsetzungen und in unterschiedlichsten Settings. Doch gerade diese Fülle von Möglichkeiten schafft auch Unsicherheiten und wirft folgende Fragen auf: • Welche technischen Geräte und ggf. Software sollte ich verwenden? • Wie integriere ich den Videoeinsatz zielführend in das Techniktraining? • Welche Besonderheiten sind gerade beim Videoeinatz im Outdoorbereich zu bedenken (Geräte und Organisation)? In diesem Beitrag liegt der Fokus auf dem Videofeedback beim Techniktraining, dessen vorrangige Zielsetzung darin besteht, die Selbstwahrnehmung des augenblicklichen Istwerts anhand der objektiven Entsprechung und ggf. einem Sollwert zu kalibrieren. Aus den vorliegenden Publikationen lassen sich grundlegende Prinzipien für den effektiven Einsatz des Videofeedbacks ableiten, die zum einen auf den Erkenntnissen zum (motorischen) Lernen der Motorikforschung und zum anderen auf Modellierungen der verschiedenen Gedächtnisstrukturen (Präsenzzeiten von Informationen) beruhen. Die nachfolgend exemplarisch aufgelisteten, empirischen Erkenntnisse basieren weitgehend auf Studien in standardisierten Indoor-Settings (Daugs, Blischke, Marschall & Müller, 1990; 1991; Daugs & Marschall, 2003; Olivier & Müller, 2002; Opitz & Fischer, 2011), deren externe Validität kritisch zu diskutieren wäre. • Die Darbietung von Istwerten per Video ohne (angemessene) Kommentierung des Lehrenden und ohne Sollwertbezug wirkt sich eher hemmend als fördernd auf den Lernprozess aus, insbesondere auf niedrigem Lernniveau (Daugs et al., 1991, S. 51). • Die Intervalle zwischen der Bewegungsausführung und der Videoanalyse (Präintervall2) sowie dem folgenden Training (Postintervall) sollen möglichst kurz sein (Hänsel, 2006, S. 65-66; Olivier & Müller, 2002, S. 272-274,280). • Die Minimierung des Präintervalls (idealerweise < 10 s bis zu einigen Minuten) hat vorrangige Bedeutung gegenüber dem Postintervall (Daugs et al., 1990, S. 16; Olivier & Müller, 2002, S. 272-274, S. 280). • Der Lernende sollte seine vorangegangene Bewegung zunächst merkmalsbezogen selbst einschätzen, bevor eine externe Rückmeldung erfolgt (Daugs et al., 1991, S. 51). Die Besonderheiten im Natursport ergeben sich nicht nur durch die Umwelteinflüsse (Sonne, Regen, Wind), sondern auch durch die Gegebenheiten der Sportarten an sich (hohe Geschwindigkeiten, große Distanzen, unterschiedliche Perspektiven während eines Aufnahmezyklus, Frequentierung der Piste/Wasserfläche usw.). Außerdem sind die organisatorischen Rahmenbedingungen, insbesondere vor dem Hintergrund der Gestaltung der Prä- und Postinten/alle, zu berücksichtigen. Trotz des erheblichen organisatorischen und zeitlichen Aufwands bei der Durchführung eines Videofeedbacks in den Natursportarten sind die positiven Effekte für den Lernenden, aber auch für die Institution (vor allem in kommerziellen Bereichen), welche man durch einen professionellen und angemessenen Einsatz von Videotechnologien erzielen kann, hervorzuheben. Jedoch sollten auch potenzielle negative Effekte nicht unerwähnt bleiben (z. B. Fehler bei den Aufnahmen, unpassende oder fehlende Sollwerte, Zerstückelung der Bewegungsvorstellung durch den übermäßigen Einsatz von Zeitlupe/Standbildern, ausschweifende Fehler-(ursachen) diskussionen mit den Lernenden), welche durch einen unprofessionellen Einsatz von Video beim Techniktraining entstehen könnten. Daher soll sich diesem komplexen Thema in zwei Schritten genähert werden: Nach einer kurzen begrifflichen Abgrenzung der unterschiedlichen Formen des Videoeinsatzes im Natursport in Kapitel 2 werden zunächst die Möglichkeiten, aber auch Grenzen aktueller digitaler Aufnahmegeräte erörtert (Kap. 3). Außerdem werden Empfehlungen für den Kamerakauf und Hinweise zu den Einstellungen und Abspielmöglichkeiten dargestellt (Kap. 3 & 4). Darauf aufbauend werden die Voraussetzungen für die praktische Umsetzung des Videoeinsatzes im Wassersport aufgezeigt (Kap. 5-8), bevor in Kapitel 9 ein Good-Practice-Beispiel einer Videoanalyse vorgestellt wird.
© Copyright 2017 Skilauf und Snowboard in Lehre und Forschung, 24. Julkaistu Tekijä Feldhaus, Ed. Czwalina. Kaikki oikeudet pidätetään.

Aiheet: video teknologia mittausmenetelmä hiihto talviurheilu alppihiihto harjoittelu tekniikka
Aihealueet: voima ja nopeus urheilu tekniset lajit tekniset ja luonnontieteet
Julkaisussa: Skilauf und Snowboard in Lehre und Forschung, 24
Toimittajat: ASH
Julkaistu: Hamburg Feldhaus, Ed. Czwalina 2017
Sarja: Schriftenreihe der ASH, 24
Sivuja: 154-178
Julkaisutyypit: kirja
Kieli: saksa (kieli)
Taso: kehittynyt