Kardiale Vorsorgeuntersuchungen bei Sportlern in der Schweiz - Eine Standortbestimmung 2011

Ziel der Studie: Der plötzliche Herztod ist zwar glücklicherweise ein relativ seltenes Ereignis, doch trotzdem führt er, nicht nur in der Sportwelt, zu einer ausgesprochenen Verunsicherung. Regelmäßige kardiale Vorsorgeuntersuchungen sind deshalb unabdingbar. In der Schweiz bestehen bereits an die internationalen Richtlinien angepasste Empfehlungen der Schweizerischen Gesellschaft für Sportmedizin (SGSM). Dennoch sind kardiale Screeninguntersuchungen in unserem Lande nur ungenügend etabliert: Ziel dieser Erhebung war eine objektive Erfassung der aktuellen Situation bezüglich kardialem Screening im Schweizer Sport und basierend darauf, Vorschläge für ein konkretes «Schweizer Screening-Konzept» zu definieren. Methoden: Ein standardisierter Fragebogen, welcher zum einen das persönliche, sportspezifische Profil des Sporttreibenden, zum anderen die persönliche Einstellung und die Vorstellungen bezüglich eines «idealen» sportkardiologischen Screenings erfasste, wurde an 1047 zufällig ausgewählte kompetitive Sportlerinnen und Sportler von unterschiedlichstem Leistungsniveau und Alter abgegeben. Resultate und Beurteilung: Bei lediglich rund 9% der Befragten wurde in der Vergangenheit bereits eine kardiale Vorsorgeuntersuchung durchgeführt, was die Notwendigkeit der Implementierung eines adäquaten Screening-Konzepts unterstreicht. Interessanterweise gaben aber nur rund 47% aller Befragten das Bedürfnis an, sich überhaupt einer kardialen Vorsorgeuntersuchung unterziehen zu wollen, wohingegen rund 53% kein Interesse an einem solchem Screening zeigen. Diese geringe Akzeptanz könnte durch eine adäquate Informationspolitik vermutlich verbessert werden, auch wenn sie letztendlich auch den Wunsch vieler Sportler nach Eigenverantwortung und Selbstbestimmung unterstreicht. Sportlerinnen zeigen im Gegensatz zu Sportlern ein geringeres Bedürfnis bezüglich kardialer Sporttauglichkeitsabklärung (44% respektive 51% Akzeptanz). Eine positive Korrelation bestand sowohl zwischen der Anzahl Monate in denen bereits Sport betrieben wird, als auch zwischen der Anzahl absolvierter, wöchentlicher Trainingsstunden und der Akzeptanz eines Screenings. Mannschaftssportler standen einem Screening positiver gegenüber als reine Einzelsportler (53.6% versus 46.7% Befürworter). Rund zwei Drittel der Befragten (64%) wären bereit, einen Selbstkostenbeitrag von bis zu CHF 60.- für eine kardiale Vorsorgeuntersuchung aufzuwenden. Ein Drittel der Athletinnen und Athleten würde sogar mehr für eine derartige Untersuchung bezahlen (28.8%: 60.- bis 100.- CHF, 7.2%: mehr als 100.- CHF). Fast die Hälfte der Befragten (49.2%) bevorzugte eine kurze Wegstrecke zum nächsten Sportkardiologen (maximal 10 Kilometer). Konklusiv sollte das «Schweizer Screening-Konzept» möglichst rasch implementiert werden und allen Athletinnen und Athleten, unabhängig des Leistungsniveaus, gleichfalls und kostengünstig zugänglich sein. Es sollte grundsätzlich auf Freiwilligkeit beruhen. Dies setzt jedoch voraus, dass die Sportler vollumfänglich und adäquat über die Problematik informiert werden und sich so eine relevante eigene Meinung bilden können. Gerade im spezifischen Umfeld der Schweiz sollte das kardiale Screening auf einem relativ engmaschigen sportkardiologischen Netzwerk basieren.
© Copyright 2011 Schweizerische Zeitschrift für Sportmedizin und Sporttraumatologie. Rub Media AG. Kaikki oikeudet pidätetään.

Aiheet: sydän vahinko ennaltaehkäisy diagnostiikka neuvonta urheilulääketiede Sveitsi
Aihealueet: biologiset ja lääketieteelliset tieteet
Julkaisussa: Schweizerische Zeitschrift für Sportmedizin und Sporttraumatologie
Julkaistu: 2011
Vuosikerta: 59
Sivuja: 90-95
Julkaisutyypit: artikkeli
Kieli: saksa (kieli)
Taso: keskitaso