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Die Lebenssituation von Spitzensportlern und -sportlerinnen in Deutschland

Im März und April 2018 wurde eine Befragung zur Lebens- und Einkommenssituation von Spitzensportlern/innen in Deutschland durchgeführt, an der 1.087 von der Stiftung Deutsche Sporthilfe geförderte Athleten/innen teilgenommen haben. Tabelle 1 fasst die Kernergebnisse der Studie zusammen. Die Befunde zeigen, dass die befragten Athleten/innen im Durchschnitt eine 56- Stunden-Woche haben, in der sie knapp 32 Stunden für die Ausübung ihres Sports aufwenden und weitere 24 Stunden für Berufstätigkeit, Arbeit, Ausbildung und Lernen. Dieser Zeitaufwand ist mit jährlichen Bruttoeinnahmen von im Mittel €18.680 verbunden, welche €1.560 im Monat entsprechen. Diese Einnahmen stammen zu rund 25% aus privaten Quellen, das heißt von Eltern, Verwandten oder Bekannten, aus eigener Ausbildungsförderung oder eigener Arbeit bzw. beruflicher Tätigkeit der Athleten/innen. Diese unterstützen somit den Spitzensport in Deutschland erheblich. Verbindet man die monatlichen Einnahmen und den Zeitaufwand für Sport, Beruf und Ausbildung, so würde dies einem kalkulatorischen Stundenlohn von €7,41 entsprechen. Dieser ist nur unwesentlich höher als der durchschnittliche Stundenlohn von €7,38 aus dem Jahr 2009 und mit einer Steigerung von €0,03 binnen acht Jahren sogar unterhalb des Inflationswerts. Die ermittelten €7,41 liegen auch deutlich unter dem Mindestlohn in Deutschland von aktuell €8,84. Beim kalkulatorischen Stundenlohn zeigen sich erhebliche Unterschiede zwischen den Sportarten. Werden nur die sportbezogenen Einnahmen und Ausgaben mit den für Sport aufgebrachten Wochenstunden in Bezug gesetzt, liegt der kalkulatorische Stundenlohn bei im Mittel €5,06. Demgegenüber stehen jährliche Ausgaben in Höhe von durchschnittlich €16.500, von denen €5.160 auf Ausgaben für die Ausübung des Sports entfallen, welche die Athleten/innen aus eigener Tasche bezahlen müssen, da sie nicht vom Verein oder Verband übernommen werden. Bei den übrigen €11.340 handelt es sich um Lebenshaltungskosten, welche etwas niedriger ausfallen als die der gleichaltrigen deutschen Wohnbevölkerung (€11.450). Insgesamt betrachtet sind die Spitzensportler/innen in Deutschland relativ zufrieden mit ihrem Leben - der Mittelwert liegt bei 7,4 auf einer Skala von 0 (ganz und gar unzufrieden) bis 10 (ganz und gar zufrieden). Dieser Wert liegt im Bereich der Werte für die gleichaltrige deutsche Wohnbevölkerung (7,6) und die Gesamtbevölkerung (7,3). Hingegen fällt die Zufriedenheit mit dem persönlichen Einkommen mit einem Mittelwert von 5,0 geringer aus. Letztere ist zwar im Zeitverlauf seit 2009 etwas gestiegen (2009: 4,2), liegt aber immer noch deutlich unter dem Wert der gleichaltrigen Wohnbevölkerung von 6,2. Bei den Lebens- und Karriereverläufen zeigt sich, dass der Anteil der Athleten/innen, die studieren, höher ist, jedoch für den Abschluss mehr Zeit benötigt wird. Durch den verspäteten Einstieg dürften sich zudem die Einzahlungen der Sportler in die Alterssicherungssysteme bzw. ihre individuelle Altersvorsorge verringern. Berücksichtigt man die sportbezogenen Ausgaben, so lässt sich für die Altersspanne von 18 bis 30 Jahren ein kumulierter Verzicht der Athleten/innen alleine beim Bruttoarbeitsverdienst (d.h. ohne beispielsweise weiteren Verzicht auf Altersvorsorge) von durchschnittlich €57.990 berechnen. Dies sind die direkten Opportunitätskosten des Spitzensportengagements.
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Aiheet: ympäristö elämäntapa järjestelmä urheilupolitiikka urheilusosiologia rahoitus yksilöllinen huippu-urheilu
Aihealueet: yhteiskuntatieteet
Tagging: Lebensqualität Lebenssituation
Julkaistu: Bonn Bundesinstitut für Sportwissenschaft 2018
Painos: 11. Januar 2019
Sivuja: 82
Julkaisutyypit: kirja
Kieli: saksa (kieli)
Taso: kehittynyt