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Nationale Identität im Szenesport. Ziehen professionelle Snowboarder und Skateboarder ihre Szenezugehörigkeit der nationalen Identität vor?

Der Kreativität von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen im "Erfinden" neuer Bewegungsformen und Sportgeräte sind keine erkennbaren Grenzen gesetzt. Was vielleicht bei einem Bewegungsnerd beginnt, kann schnell - zum Beispiel über soziale Medien - in der ganzen Welt bekannt und beliebt werden. Es entstehen erste Gruppen von Sportlern, die sich an der neuen Bewegungsform erproben - und manchmal wird daraus dann etwas, was als Sportart schrittweise akzeptiert und in traditionellen Organisationsformen weitergeführt wird. Bei neuen olympischen Sportarten wie zum Beispiel dem Skateboarding und Surfen im Sommer oder dem Snowboard und Ski-Freestyle im Winter ist das so passiert und inzwischen gehören die Sportarten zum olympischen Programm. Daraus entwickelt sich, natürlich möchte man sagen, ein nationales Interesse, denn für diesen Schritt bedarf es nationaler und dann auch internationaler Sportverbände, die wiederum traditionelle Wettkampfformate, wie Meisterschaften oder Pokalserien anbieten. In den Anfängen dieser neuen Szenesportarten gab es diese Organisations- und Wettkampfformen aber lange nicht, die Sportlerinnen und Sportler "organisierten" sich auf individueller Grundlage oder - einen bestimmten Popularitätsgrad der Sportart vorausgesetzt - übernahmen andere Organisationen oder Unternehmen die Rolle der traditionellen Sportvereine und -verbände. Gleichzeitig ergaben sich für die Sportlerinnen und Sportler aus diesen Entwicklungen Fragen zu ihrem Selbstverständnis. Sie waren sehr "frei" und individuell in ihre Szene gekommen, hatten dort Gleichgesinnte gefunden, die es "einfach nur" cool fanden, sich zu treffen, den Peers ihre Fertigkeiten, ihre neuen Tricks zu zeigen, von diesen Anerkennung zu erfahren und eine tolle Zeit miteinander zu verbringen. Die Vertretung eines Vereins oder gar eines Landes besaßen und besitzen für Sportler in den Szenesportarten nicht immer einen hohen Stellenwert - so war zumindest nicht selten die Wahrnehmung über die Medien, dass es sich um Individualisten handelte. Eine Förderung der sportlichen Talente bis hin zum organisierten Spitzensport oder gar einem Start bei Olympischen Spielen gab es für diese neuen Sportarten lange nicht, was aber auch nicht unbedingt als Makel betrachtet wurde. Es fehlten aber bisher wissenschaftlich gesicherte Aussagen, ob diese Aussagen oder Behauptungen tatsächlich so korrekt sind oder ob das ein Mythos war und ob diese Haltung der Szenesportler schrittweise oder grundsätzlich in Bewegung gekommen ist und sich verändert. In der vorliegenden Untersuchung soll diese Lücke durch eine Untersuchung mit Profi-Skateboardern und Profi-Snowboardern geschlossen werden. Dazu wurden mit fünf Spitzensportlern aus den beiden Sportarten Leitfadeninterviews geführt, die dann einer Analyse unterzogen wurden. In den Interviews wurde die Bedeutung der Szenezugehörigkeit und die Szeneidentität, die in der Szene gelebten und auch nachhaltig für bedeutsam empfundene Werte, die Motivation der Sportler wie auch die Atmosphäre in der Szene erfragt. Gleichzeitig konnte durch die Einbeziehung einer Wintersportart, die bereits "länger" im olympischen Programm ist und einer Sommersportart, die 2020 erstmals um olympische Medaillen kämpft, untersucht werden, ob sich durch die olympische Institutionalisierung und einer schrittweise stärkeren Einbeziehung in nationale Leistungssport-Fördersysteme Veränderungen in den erfragten Haltungen und Meinungen ergeben. Dabei zeigte sich u.a., dass mit Zunahme der Verbandsstrukturen und der darin gewährten Förderung eine nationale Identität der Sport (insbesondere bei olympischen Wettkämpfen) tendenziell zunahm. Letztlich blieb aber die Aussage, dass die nationale Identität der Szeneidentität und den in der Szene gelebten Werten (noch) untergeordnet ist.
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Aiheet: urheilusosiologia haastattelu asenne yhteiskunta urheilu lumilautailu rullaurheilu motivaatio kansallinen yksilöllinen olympialaiset urheiluliitto ylennys sosiaalinen suhde rullalautailu
Aihealueet: yhteiskuntatieteet
Tagging: Szenesportart
Julkaistu: Hamburg Diplomica 2017
Sivuja: 139
Julkaisutyypit: kirja
Kieli: saksa (kieli)
Taso: kehittynyt